Am 27.Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Heute ist es der internationale Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Doch bereits am 09.November wurde an Ahrensburger und Ahrensburgerinnen erinnert:
Der Gang des Erinnerns startete wie jedes Jahr in der Ernst-Ziese Straße. Dort angekommen wurden wir erstmal mit einem Lied von der Woldenhornschule begrüßt. Anschließend hielt Herr Rohwedder, der Vorsitzende des Behindertenbeirats von Ahrensburg, eine Rede, in der er von dem Leid, das Anneliese Oelte erlitten hatte, berichtete. Anneliese war ein sehr freundliches und liebenswürdiges Mädchen. Doch aufgrund ihrer Behinderung starb sie im Alter von nur 11 Jahren in einem Heim für „Geisteskranke". Zu diesem Zeitpunkt wog sie nur noch 17 kg.
Insgesamt war dies ein Interessanter Beitrag, der gut in den Gang eingestimmt hat. Auch die zwei Lieder der Woldenhorn-Schule trugen zu dieser Atmosphäre bei.
Dann ging es auch schon weiter zur Stormarnschule: Die Storman Schule präsentierte uns ein selbst gedrehtes Video. Dies zeigte einen Ausschnitt aus dem Leben der Familie Rath. Diese lebte in der Waldstraße 8 in Ahrensburg. Veronika Rath (die Mutter) war Jüdin und nahm sich mit 55 Jahren das Leben, da sie es nicht mehr ertragen konnte, dass ihr Mann "verjudeter Deutscher" genannt wurde. Ihr Mann Hugo begann nach ihrem Tod zu trinken und schloss seine Arztpraxis. Dorle, ihre Tochter, überlebte nur dank der Hilfe ihrer Freunde und ihr Sohn Fritz floh in die USA, dort starb er dann später.
Zum Abschied haben wir gemeinsam ein Hebräisches Friedenslied gesungen. Ein Teil vom Lied war,,Hévenu shalom aléchem“ was ,,wir wünschen Frieden für alle“ bedeutet.
Die nächste Station war der Stolperstein von Magnus Lehmann, der sich in der Großen Straße 42 gegenüber von „Nur Hier“ am Rondeel befindet. Magnus Lehmann ist 1885 geboren und wurde am 4. Dezember 1941 nach Minsk deportiert und dort schließlich ermordet. Seine Familie betrieb in Ahrensburg ein Getreide- und Futtermittelgeschäft, welches der größte Arbeitgeber der Stadt war.
Einige Schüler und Schülerinnen des Q1 Geschichtsprofils lasen dort einen fiktiven Dialog zwischen Harry Lehmann und Gertrud Eickhorst über ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Ahrensburg zwischen 1933 und der Nachkriegszeit vor. Harry Lehmann ist einer der beiden Brüder von Magnus Lehmann, die überlebt haben.Das Ehepaar Gertrud und Friedrich Eickhorst führten die hoch angesehene Adler Apotheke und haben den Holocaust überlebt. Gertrud Eickhorst wurde als Jüdin wegen auffälligen Verhaltens in ein Frauenzuchthaus in Lübeck gesperrt. Sie kam nach 3 Wochen wieder frei und musste mit ihrem Mann bis Kriegsende im Untergrund Hamburgs und in der Umgebung Ahrensburgs leben. Sie haben sehr für ihre Apotheke gekämpft und konnten sie letztendlich im August 1950 zurückerhalten.
Der Beitrag der EKG Schüler hat uns gut gefallen, der Text war nicht in die Länge gezogen und informativ. Die Idee mit dem fiktiven Dialog fanden wir sehr gut, da es lebendiger war als nur ein vorgelesener Text. Ein Kritikpunkt ist nur, dass man selbst in einer der vorderen Reihen nicht alles so gut verstehen konnte, da die Mikros teilweise nicht laut genug eingestellt waren.
Dann ging es weiter zum Rathaus. Dort angekommen, hielt Klaus Fuhrmann eine Rede über den Engel der Kulturen. Der Engel der Kulturen ist ein Zeichen der Gleichberechtigung, friedlichen Verbundenheit und gegen rechtsextreme, antisemitische Tendenzen. Er wurde in Ahrensburg vor 10 Jahren vor dem Rathaus als Bodenintarsie installiert – dies geschah auf Initiative von Hans Peter Weiß (Gründer des Netzwerkes Migration und Integration in Ahrensburg). Nach der Kultur-Engel-Rede haben sich Schüler der SLG in die Rollen verschiedener Parteien (SPD, Grüne, AFD) hineinversetzt und darüber diskutiert, ob der 9.11. der neue deutsche Nationalfeiertag werden solle.
Anschließend hat der Bürgermeister Herr Boege zu Kaffee und Kuchen, der von den Werkstätten gesponsert wurde, ins Rathaus eingeladen, wo er dann noch eine Rede hielt. Wir fanden, dass das der Höhepunkt des Ganges war. Es herrschte eine angeregte Stimmung, man konnte sich in Ruhe nochmal mit den Anwesenden unterhalten und über das Geschehen austauschen. Als wir Herrn Boege interviewten meinte er, dass der Gang des Erinnerns eine gute Sache sei und so die Erinnerungen an ein so schreckliches Ereignis lebendig bleiben. Auẞerdem glaubt Herr Axel Fricke (Freundeskreis für Flüchtlinge), dass sich nächstes Jahr mehr Menschen dazu entscheiden werden beim Gang des Erinnerns mitzumachen, da der Nahost Krieg im Moment ein aktuelles Thema für viele Menschen ist.
Es wäre tatsächlich schön, wenn nächstes Jahr auch noch mehr Schüler/-innen von unserer und anderen Schulen dabei sein könnten. Deswegen wollen wir hier auch ein paar Kleinigkeiten anmerken, die wir das nächste Mal verändern würden, damit das Erinnern und Ermutigen in Ahrensburg noch besser gelingen kann.
Wie zum Beispiel die Lautstärke des Mikrophons, denn teilweise konnte man leider nur wenig verstehen. Auch die Länge der vorgetragenen Texte ist ein Problem: Wir hätten sie kürzer gestaltet, denn wir denken, der Gang des Erinnerns ist eher dafür da, als Ahrensburger große Präsenz gegen den Antisemitismus und Diskriminierung zu zeigen. Da die Texte jedoch oft sehr lang waren und man die Themen im Unterricht schon durch genommen hatte, war dies etwas zu langatmig. Wir denken, dass auch 8. Klässler sich dem Gang anschließen würden, wenn die Texte etwas kürzer gefasst wären und der Gang insgesamt nur etwa eine Stunde lang gehen würde.
Insgesamt fanden wir, dass der Gang des Erinnerns alles in allem eine schöne Idee ist, um den Opfern, die entrechtet, verfolgt und einfach ermordet wurden, zu gedenken.
Dana, Nils, Marlies und Carla